Erste Leistungskürzungen für Versicherte
Aktuell stehen demnach 31 Pensionskassen unter "intensivierter Aufsicht" der BaFin. Bei drei Pensionskassen habe dies für Versicherte bereits zu ersten Leistungskürzungen geführt.
Dabei handelt es sich um teilweise erhebliche Beträge: So wurden die Leistungen bei der Pensionskasse der Caritas mitunter um mehr als 300 Euro im Monat gekürzt, berichtet Report Mainz.
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Alles andere als Peanuts also: Die Leistungskürzungen der Pensionskasse der Caritas liegen nach ihren eigenen Angaben für die Mehrheit der Versicherten zwischen 10 und 30 Prozent.
Das hat Auswirkungen auf Unternehmen und einzelne Versicherte gleichermaßen: Im Fall einer Betriebsrente muss der Arbeitgeber für die durch die Leistungskürzung entstandene Differenz einspringen.
Bei einer privaten Altersversorgung - etwa bei Selbstständigen - gibt es keinen Ausgleich durch Dritte. Versicherte verlieren also Geld, mit dem sie bereits fest gerechnet haben.
"Es wurden Fehler gemacht"
Um ihre Mitglieder über die Kürzungen zu informieren, habe die Pensionskasse der Caritas im Herbst ein Informationsschreiben verschickt, berichtet das ARD-Politikmagazin.
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In dem Schreiben heißt es: "In der Rückschau wurden die Rahmenbedingungen und Risiken sowie die Niedrigzinsphase falsch eingeschätzt. Es wurden Fehler gemacht. Dafür entschuldigen wir uns bei Ihnen."
Auch andere Rentenexperten sehen die Situation mit Sorge: "Niedrigzinsen und Negativzinsen sind ein Angriff auf die Altersvorsorge", so das Urteil des Wirtschaftsprofessor Gerald Mann von der "FOM Hochschule München".
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Wer für das Alter vorsorgen wolle, stelle fest, dass diese Produkte eine immer geringere Rendite abwerfen würden.
"Das kann bei einigen Leuten, die es sich nicht leisten können noch mehr zu sparen, dazu führen, dass eine Versorgungslücke im Alter entsteht, so der Professor.
Vorsicht vor Anlagebetrug
Und auf noch eine wenig bekannte Nebenwirkung der Niedrigzinsphase weist er hin: Anlagebetrug.
Im Video:
Rentenniveau, Versorgungslücke, Eckrentner - Die wichtigsten Renten-Fragen einfach erklärt
Derzeit sei es für "unseriöse Anbietern von Finanzanlageprodukten" leichter, Kunden zu finden als in Zeiten mit normalen Zinsen.
Warnung des Bundeskriminalamts
Diese Einschätzung des Wissenschaftlers scheinen Zahlen des Bundeskriminalamts (BKA) zu bestätigen: "Die Verbreitung von in betrügerischer Absicht angebotenen Anlagemöglichkeiten über das Internet und Soziale Medien nimmt zu", teilt das BKA auf Anfrage von Report Mainz mit.
Dabei bieten Kriminelle zum Schein Geldanlagen an - etwa Finanzprodukte wie Differenzkontrakte, Binäre Optionen, virtuelle Währungen und Initial Coin Offerings.
Das BKA warnt: "Es ist von einem erheblichen Dunkelfeld auszugehen."
"Report Mainz", Dienstag, 3. Dezember 2019, 21:45 Uhr, ARD. Anschließend in der ARD-Mediathek.
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