Schon mit einer Gebühr von 2,95 Euro pro Sendung könnten etwa 16 Prozent aller Retouren vermieden werden, wie Björn Asdecker, Betriebswirt und wissenschaftlicher Mitarbeiter der Universität Bamberg in einer Mitteilung erläutert. Das beträfen rund 80 Millionen Artikel.
Paketflut bedeutet Umweltbelastung
Asdecker hatte im August und September 2019 mit der Forschungsgruppe Retourenmanagement 139 deutsche Händler befragt, die ihre Produkte über das Internet verkaufen. Grund für die Analyse ist, dass die Paketflut durch den Online-Handel extrem angestiegen ist, was unter anderem eine Belastung für die Umwelt bedeutet.
Kleine und mittelgroße Händler für Gebühr
"Die Mehrheit der kleinen und mittelgroßen Händler würde gerne eine Rücksendegebühr erheben. Das lässt allerdings der starke Wettbewerb nicht zu", sagt Asdecker. "Große Händler verzichten aus strategischen Gründen bewusst auf eine Gebühr, um Wettbewerbsvorteile aufzubauen. Für diese Unternehmen lohnt sich die kostenlose Rücksendung."
Gebühren könnten Produktpreise senken
Durch eine gesetzliche Verpflichtung würden die gleichen Spielregeln für alle gelten. Die erwarteten Umsatzrückgänge der Händler fielen in einem solchen Szenario deutlich geringer und damit verträglicher aus.
Gebühren für Rücksendungen würden außerdem niedrigere Produktpreise ermöglichen, denn momentan seien die Kosten der Retouren im Preis einkalkuliert. Das sei auch für die Verbraucher gerechter, da momentan die Kosten auf alle umgelegt werden – auch die, die wenig oder gar nichts zurücksenden.
Weitere Maßnahme: Online-Größenberatung
Daneben plädiert die Forschungsgruppe für eine funktionierende Online-Größenberatung und genormte Größen. Speziell die befragten Fashion-Händler versprächen sich viel davon. "Datenanalyse, künstliche Intelligenz und bereits vorhandene Alltagstechnologien wie Handykameras zur Körpervermessung ermöglichen künftig signifikante Einsparpotenziale – sofern die Händler und Kunden die Technologien auch einsetzen", sagt Asdecker.
Forscher fordern genormte Größen
Die Angabe der Kleidergröße seien momentan wenig aussagekräftig. "Hersteller sollten verbindliche, genormte Größenangaben verwenden", so Asdecker. "Das erfordert eine übergeordnete, gegebenenfalls politisch geführte Koordinationsanstrengung, beispielsweise im Rahmen eines Siegels wie dem 'grünen Knopf'."
Einsparpotenzial: 120 Millionen Pakete
Die Forschungsgruppe schätzt, dass durch die Maßnahmen in puncto Kleidergröße bis zu 25 Prozent der Retouren am Gesamtmarkt eingespart werden könnten – immerhin etwa 120 Millionen Pakete.
Als nächstes soll die Akzeptanz der Bevölkerung für derartige Maßnahmen geprüft werden.
Weitere Informationen unter www.retourenforschung.de.
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