Experten schätzen, dass die Zahl der Demenzkranken in den kommenden Jahren erheblich steigen wird: Heute leiden rund 1,7 Millionen Menschen in Deutschland an Demenz, bis zum Jahr 2030 werden es vermutlich rund 2,15 Millionen sein.
Fokus auf Prävention von Demenz
Alzheimer ist die häufigste unumkehrbare Form der Demenz. Im Verlauf der Erkrankung werden die Nervenzellen des Gehirns dauerhaft zerstört.
Bislang gibt es keine wirksamen Therapien, die eine schleichende Verschlechterung der geistigen Fähigkeiten - oder gar deren Verlust - aufhalten könnten. Eine umso größere Bedeutung fällt damit der Prävention und deren Erforschung zu.
Wissenschaftler suchen dabei nach Wegen, was das Auftreten einer Demenz hinauszögern oder gar verhindern könnte.
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Verschiedene Studien legen nahe, dass Bewegung dabei eine große Rolle spielt. "Körperliche Inaktivität ist ein Risikofaktor für Demenz", sagt Professor Hans Jörgen Grab, Direktor der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie der Universitätsmedizin Greifswald.
"Dagegen scheinen körperliche Fitness und regelmäßiger Sport vorbeugende Wirkung zu haben", sagt der Mediziner, der mit einem Forscherteam am Deutschen Zentrums für Neurodegenerative Erkrankungen (DZNE) untersucht hat, ob körperliche Fitness in Zusammenhang mit dem Hirnvolumen steht.
Für ihre Studie, die jetzt im Fachjournal „Mayo Clinic Proceedings“ veröffentlicht worden ist, haben sie die Gesundheitsdaten von insgesamt 2103 Frauen und Männern im Alter zwischen 21 und 84 Jahren analysiert. Die Probanden hatten sich einem Belastungstest auf dem Fahrrad-Ergometer unterzogen, anschließend wurden ihre Gehirne mithilfe eines MRT vermessen.
Dabei stellten die Greifswalder Forscher fest, dass sich die Leistungsfähigkeit offenbar auch auf das Gehirn auswirkt: "Je besser die körperliche Fitness, umso größer das Hirnvolumen“, sagt Dr. Katharina Wittfeld, DZNE-Wissenschaftlerin und Erstautorin der Studie.
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Das gilt nicht nur für das Gehirn also Ganzes, sondern auch für einzelne Bereiche - so stellten die Wissenschaftler fest, dass fitte Menschen einen größeren Hippocampus haben als weniger fitte. Das ist die Hirnregion, die bei der Entwicklung von Alzheimer eine Rolle spielt.
Langzeitstudien deuten darauf hin, dass Alzheimer vermutlich im Hippocampus beginnt, wenn hier Zellen absterben und dieser Bereich schrumpft.
So könnte der Abbau von Hirnmasse verlangsamt werden
Wenn nun körperlich fitte Menschen mit einem gut trainierten Herz-Kreislaufsystem einen größeren Hippocampus haben, deutet dies nach Ansicht der Forscher darauf hin, dass dies "zu einer verbesserten Gehirngesundheit und einem verlangsamten altersbedingten Abbau der Hirnmasse beitragen könnte", sagt Hans Jörgen Grabe.
Körperliche Aktivitäten seien daher aus Gründen der Prävention "dringend empfohlen", so der Forscher.
Zwar würden die Studienergebnisse nicht beweisen, dass Sport tatsächlich das Hirnvolumen vergrößere. Denn es wurden weder die sportlichen Aktivitäten der Probanden untersucht, noch, ob sich das Hirnvolumen durch Training über einen längeren Zeitraum verändere.
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Allerdings legten andere Studien nahe, dass durch Sport "erwiesenermaßen körpereigene Substanzen freigesetzt werden, die dem Verlust von Nervenzellen entgegenwirken können", so Grabe. Zudem gebe es Hinweise, dass körperliche Aktivität die Neubildung von Nervenzellen anregen kann. Dies könnte das größere Hirnvolumen bei körperlicher Bewegung erklären.
Mehr Sport, mehr Hirnmasse auch bei Älteren
Eine Erkenntnis der neuen Studie hält der Greifswalder Mediziner für besonders bedeutsam: Auch bei älteren Menschen stellten die Forscher einen Zusammenhang zwischen Fitness und Hirnvolumen fest.
"Dies deutet darauf hin", sagt Grabe, "dass die Förderung körperlicher Fitness vielleicht sogar in späten Lebensjahren dazu beitragen könnte, Hirnmasse zu erhalten und somit auch im Kopf möglichst lange fit zu bleiben".
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