"Von nicht erforderlichen Reisen in die Regionen Südtirol, Emilia-Romagna und Lombardei sowie in die Stadt Vo in der Provinz Padua in der Region Venetien wird derzeit abgeraten", heißt es seit diesem Freitag (6. März 2020) auf der Webseite des Auswärtigen Amts.
Am Donnerstagabend hatte das Robert-Koch-Institut (RKI) Südtirol zum Corona-Risikogebiet erklärt. Dass die Bundesoberbehörde für Infektionskrankheiten in Deutschland sich zu diesem Schritt entschließen könnte - darüber war bereits in den vergangenen Tagen spekuliert worden.
36 Corona-Fälle werden mit Südtirol in Verbindung gebracht
Bei insgesamt 36 Corona-Fällen in Deutschland sieht das RKI derzeit einen Zusammenhang mit Südtirol, teilte die Behörde am Freitag mit. Ein Drittel der deutschen Patienten, die nach einem Aufenthalt in Italien erkrankt waren, hatten sich demnach zuvor in Südtirol aufgehalten.
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Am späten Donnerstagabend (5. März 2020) nahm das RKI die Provinz in die Liste der Risikogebiete auf. Dazu zählen seit Ende Februar bereits die Region Emilia-Romagna, die Region Lombardei und die Stadt Vo in der Provinz Padua in der Region Venetien.
Denn bei auffällig vielen Rückkehrern aus dem bei bei deutschen Skifahrern beliebten Südtirol war zuletzt das neue Coronavirus nachgewiesen worden, vor allem in Baden-Württemberg. So bei mehreren Mitgliedern einer Reisegruppe, die sich zuvor in Südtirol aufgehalten hatten.
25 Skifahrer in Baden-Württemberg erkrankt
Insgesamt sind laut "Stuttgarter Zeitung" insgesamt 25 Menschen Baden-Württemberg positiv auf Sars-CoV-2 worden, die im Urlaub in Südtirol gewesen waren. Ebenso wie ein Mann aus Brandenburg.
In Südtirol selbst sind laut "Südtirol info" zwei Menschen an Covid-19 erkrankt.
"Keine Bestätigung, dass Ansteckung in Südtirol erfolgt"
Mit Blick auf die infizierten deutschen Urlauber heißt es: "Bisher gibt es keine Bestätigung, dass die Ansteckung in Südtirol erfolgt ist." Das italienische Gesundheitsministerium habe Südtirol nicht zur einer "Gelben Zone" oder gar "Roten Zone" erklärt.
Als Risikogebiete bezeichnet das RKI nach eigenen Angaben "Gebiete, in denen eine fortgesetzte Übertragung von Mensch zu Mensch vermutet werden kann".
Wie häufig wurde Virus in andere Länder übertragen?
Für ihre Einschätzung ziehen die Experten unterschiedliche Kriterien heran: Darunter die Anzahl der Infektionen, die Infektionsdynamik - also wie stark die Zahl der Infektionen steigt - und die Frage: Wie häufig wurde das Virus in andere Länder getragen?
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"All dies hat uns dazu bewogen, Südtirol zum Risikogebiet zu erklären", erklärte RKI-Chef Professor Lothar Wieler am Freitag auf einer Pressekonferenz.
Patienten aus Risikogebiet werden getestet
Die Einstufung als Risikogebiet ist nicht zu verwechseln mit einer Reisewarnung - eine solche gibt ausschließlich das Auswärtige Amt aus. Für Südtirol gibt es zwar keine Reisewarnung, aber eben verschärfte Reisehinweise.
Für die Infektions-Experten des RKI geht es bei der Einstufung als Risikogebiet um etwas Anderes: "Damit geben wir Ärzten ein Handwerkszeug bei der Überlegung, wer auf das Coronavirus getestet wird", so Wieler.
Ein entscheidendes Kriterium dafür sei, ob sich etwa ein Patient mit grippeähnlichen Symptomen in den letzten 14 Tagen in einem Risikogebiet aufgehalten hat. In dem Fall werden Mediziner einen Test bei dem Betroffenen veranlassen.
Umgekehrt gilt jedoch auch: Wer in einem Risikogebiet war "muss sich nicht angesteckt haben", so Wieler. Doch wenn bei Rückkehrern aus den genannten Gebieten Corona-typische Symptome auftreten, bestehe ein "höheres Risiko", dass sie erkrankt sind. Deshalb werden sie auf das neue Virus getestet.
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Wintersportlern, die in den vergangenen 14 Tagen in Südtirol gewesen sind, rät der RKI-Chef vor allem zwei Dinge: Zum einen sollten sie den eigenen Gesundheitszustand ganz genau beobachten. Wenn sie grippeähnliche Symptome entwickeln, "sollten sie versuchen, keine andere Menschen anzustecken", so Wieler.
Bedeutet ganz praktisch: Betroffene sollten möglichst zuhause bleiben. Und einen Arzt anrufen, um einen Untersuchungstermin zu vereinbaren. Unter Umständen wird ihnen ein Abstrich im hinteren Rachenraum entnommen, der im Labor auf Coronaviren untersucht wird.
Italien ist bislang das einzige europäische Land, in dem das RKI einzelne Gegenden zum Risikogebiet erklärt hat. Daneben zählen dazu einzelne Provinzen in China, Iran und Südkorea.
Das sollten Reisende beachten
Wichtig für Reisende: "Ein kostenfreier Rücktritt (Stornierung) ist nur bei Pauschalreisen möglich", teilt die Verbraucherzentrale mit. Ganz sicher sei dies aktuell aber nur für Reisen in die chinesische Provinz Hubei.
Damit Urlauber kostenfrei zurücktreten können, muss die Ausbreitung des Coronavirus "die Pauschalreise erheblich erschweren, gefährden oder beeinträchtigen", so die Experten der Verbraucherzentrale.
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Entscheidend für einen Rücktritt sei die objektive Einschätzung der Lage vor Ort. "Stärkstes Indiz für höhere Gewalt, für das Vorliegen einer Gefährdung der Reisenden also, sind die Einschätzungen des Auswärtigen Amtes und daraus folgende Reisewarnungen."
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