Bei Spermidin handelt es sich um einen natürlichen Stoff, der das Zellrecycling aktiviert. Er wurde erstmals – wie der Name andeutet – in Sperma festgestellt, darüber hinaus findet sich der Stoff in allen menschlichen Zellen und zudem in vielen Nahrungsmitteln wie Weizenkeimen und Sojabohnen.
Spermidin macht aus Alt Neu
Spermidin regt – ähnlich wie das Fasten – die Regeneration von Zellen an, in der Fachsprache Autophagie genannt. Dabei werden alte und beschädigte Zellbestandteile sowie Proteinablagerungen und Fremdeiweiße abgebaut und in einem komplexen Prozess in wiederverwertbare Grundbausteine verwandelt oder zur Energiegewinnung genutzt.
"Der Prozess der Autophagie spielt daher in der Vorbeugung von altersbedingten Erkrankungen wie Demenz und Herz-Kreislauf-Erkrankungen eine immer größere Rolle", sagt Andreas Michalsen, Chefarzt der Abteilung Naturheilkunde im Immanuel Krankenhaus Berlin und Inhaber der Stiftungsprofessur für klinische Naturheilkunde an der Charité in Berlin.
Im Alter sinkt Spermidinkonzentration
Mit zunehmendem Alter jedoch sinkt jedoch die Spermidinkonzentration im Blut, entsprechend auch die Autophagieaktivität. Das kann zu Ablagerungen im Gehirn führen und letztlich zu Alzheimer oder Demenz. Forscher haben deshalb in mehreren Studien untersucht, ob eine erhöhte Spermidinzufuhr dem Alterungsprozess der Zellen entgegenwirken kann. Die Ergebnisse sind vielversprechend.
Studie zeigt verbesserte Gedächtnisleistung
So wurde jüngst in einer Studie der Fachhochschule (FH) Wiener Neustadt eine signifikant verbesserte kognitive Leistungsfähigkeit bei 85 Altenheim-Bewohnern festgestellt. Sie alle erhielten drei Monate lang ein besonderes Frühstück: Sechs Mal pro Woche gab es Brötchen mit spermidinreichen Weizenkeimen. Bereits nach einem Monat wurde eine erhöhte Spermidinkonzentration im Blut der Probanden nachgewiesen. Zu Beginn und Ende der Testzeit wurden verschiedene kognitive Fähigkeiten der Teilnehmer überprüft. Wie die FH mitteilt, hatte sich ihre Gedächtnisleistung am Ende deutlich verbessert. Nun sollen alle Bewohner der Häuser ein Jahr lang die spermidinreiche Kost bekommen, nach einem Jahr ist erneut eine Untersuchung geplant.
Charité-Studie mit ähnlichem Ergebnis
Das Ergebnis deckt sich mit der Pilotstudie "preSmartAge" an der Berliner Charité aus dem Jahr 2018. Dort wurden Menschen zwischen 60 und 80 Jahren mit Demenzrisiko untersucht. Die Hälfte der 60 Studienteilnehmer nahm täglich 1,2 Milligramm Spermidin auf Basis von Weizenkeimextrakt in Kapseln zu sich, die andere Hälfte erhielt ein Placebo. Schon nach drei Monaten ließ sich bei der Spermidin-Gruppe eine Verbesserung der geistigen Leistungsfähigkeit feststellen, während bei der Placebogruppe sogar eine leichte Verschlechterung gemessen wurde.
Folgestudie läuft
Entsprechend kam das Forschungsteam zu dem Schluss, dass eine zusätzliche Einnahme von Spermidin eine wirksame präventive Maßnahme gegen abnehmende Gedächtnisleistung sein könnte. Aufgrund dieses Ergebnisses fördert das Bundesministerium für Bildung und Forschung derzeit die Folgestudie "SmartAge" mit 100 Probanden über einen Zeitraum von einem Jahr. Erste Ergebnisse werden für den Herbst erwartet.
Ähnliche Ergebnisse wurden auch schon bei einer kleinen Studie mit Senioren in Greifswald sowie bei Tierversuchen festgestellt. Über Nebenwirkungen ist bislang nichts bekannt.
Wo Spermidin enthalten ist
Spermidin ist außer in Weizenkeimen und Sojabohnen auch in Kürbiskernen und Pilzen, insbesondere dem Seitling, sowie in reifem Cheddarkäse enthalten. Inzwischen gibt es auch hochdosierte Nahrungsergänzungsmittel aus Weizenkeimen, etwa das Präparat spermidineLIFE, das auf mehr als zehn Jahren wissenschaftlicher Forschung an der Karl-Franzens-Universität in Graz basiert und rezeptfrei in der Apotheke erhältlich ist.
Um den Zell-Erneuerungsprozess anzuschieben, hilft zudem erwiesenermaßen Fasten. Dabei sollten allerdings bestimmte Regeln eingehalten werden - Anfängern sollten sich gegebenenfalls Begleitung suchen.
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