Bei seiner ersten Zwischenbilanz zur Coronakrise kam Bundesgesundheitsminister Jens Spahn am Freitag auch auf seine Kollegen aus dem Ausland zu sprechen.
Im internationalen Vergleich schneide Deutschland gut ab, sagte der CDU-Politiker. Deshalb wollten die Kollegen wissen, wie Deutschland das hinbekomme.
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Und eine Antwort auf genau diese Frage wollte kürzlich auch der US-Nachrichtensender CNBC von dem deutschen Gesundheitsminister haben, für ein Kurzinterview zugeschaltet aus Berlin.
Zwar sei jeder einzelne Corona-Tote, der zu beklagen sei, furchtbar, sagte Moderator Wilfred Frost. Aber die Zahl der Todesfälle sei vergleichsweise niedrig. Deutschland schneide "ganz klar besser ab als andere Nationen". Woran liegt das? Das wollte er von dem Politiker aus Berlin wissen.
Im Interview mit dem amerikanischen Nachrichtenmann nannte Jens Spahn drei Gründe, die er auf der Presskonferenz am Freitag (17. April 2020) präzisierte:
1. "Das deutsche Gesundheitssystem ist in einer guten Verfassung"
Trotz aller Kritik an dem deutschen Gesundheitssystem und allen "Unzulänglichkeiten im Alltag" sei das deutsche Gesundheitssystem gut ausgestattet. Spahn nannte eine "hohe Zahl an Fachkräften", also Ärzte, Pflegepersonal, Apotheker - "alle Gesundheitsberufe".
2. Niedergelassene Haus- und Fachärzte als "erster Schutzwall"
Deutschland profitiere in der Coronakrise von einem "engmaschigen Netz" an Haus- und Fachärzten, die jetzt mithelfen bei der Behandlung von Sars-CoV-Patienten. Der Bundesgesundheitsminister nannte sie einen "ersten Schutzwall" in der Corona-Epidemie.
Es sei wichtig zu sehen, dass 6 von 7 Covid-19-Patienten dank milder Verläufe ambulant behandelt werden können. Die Krankenhäuser könnten sich somit auf die schweren Fälle konzentrieren.
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"Dieses Zusammenspiel von ambulant und stationär ist einer der großen Vorteile in unserem System", so Spahn.
3. "Wir haben exzellente Kliniken"
Die deutschen Krankenhäuser seien dem Aufruf - der später per Gesetz vorgeschrieben wurde - gefolgt, möglichst viele Intensivbetten für Covid-19-Patienten zu schaffen. Dafür mussten die Kliniken planbare Operationen verschieben.
Dadurch sei es gelungen, die Zahl der Intensivbetten auf rund 40.000 zu erhöhen. Dies sei im internationalen Vergleich "für ein Land unserer Größe mit unserer Bevölkerungszahl eine sehr, sehr gute Zahl".
1,7 Millionen Corona-Tests durchgeführt
Hinzu komme, dass Deutschland vergleichsweise viele Menschen auf den Corona-Erreger teste. Bisher seien insgesamt 1,7 Millionen Tests durchgeführt worden, sagte Spahn. Pro Woche rund 350.000. Theoretisch seien sogar mehr als das Doppelte möglich: Bis zu 730.000 Tests pro Woche, vorausgesetzt die nötigen Chemikalien (Reagenzien) seien vorhanden.
"Corona-Tests sind wichtig", sagte Spahn dem US-Fernsehsender CNBC. Und verglich diese Maßnahme mit einer Taschenlampe, "mit der man ins Dunkle leuchte". Nur so "sieht man deutlich, was überhaupt los ist".
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