Die Stiftung Warentest ist bekannt dafür, dass sie Produkte und Alltagsgegenstände genau unter die Lupe nimmt und einem umfangreichen Test unterzieht.
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Nicht jedem ist bewusst, dass die Verbraucherorganisation auch Impfungen bewertet. Das Expertengremium, das die Stiftung Warentest berät, beschäftigt sich dabei mit Fragen wie: Ist die Impfung sinnvoll? Überwiegt der Nutzen die Risiken? Welche Risiken gibt es?
Angesichts der Coronakrise beurteilen die Experten der Stiftung Warentest jetzt eine Impfung, die im Zusammenhang mit Covid-19 immer wieder genannt wird. Die aber nichts mit dem aktuell weltweit grassierenden Virus zu tun hat - und dagegen auch nicht hilft.
Experten empfehlen Senioren eine Impfung
Denn klar ist: Einen Impfstoff gegen das Coronavirus gibt es bislang nicht. Daran arbeiten Forscher aus aller Welt derzeit mit Hochdruck.
Um Senioren, die mit Blick auf Covid-19 zur Hauptrisikogruppe gehören, dennoch so gut wie möglich vor einer Lungenerkrankung zu schützen, raten ihnen Experten, sich gegen Pneumokokken impfen zu lassen. Unter anderem das Bundesgesundheitsministerium hat dies bereits vor Wochen, zu Beginn der Corona-Epidemie, empfohlen. Dies biete zusätzlichen Schutz, heißt es.
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Pneumokokken sind Bakterien, die unter anderem zu Lungenentzündungen führen können. Sie werden beim Husten oder Niesen durch Tröpfcheninfektion übertragen. Für die meisten Menschen sind die Keime harmlos. Doch bei Menschen mit geschwächtem Immunsystem können sie Blutvergiftungen, Hirnhautentzündungen verursachen, oder eben eine Lungenentzündung.
Impfstoffe sind derzeit knapp
Und da auch das Coronavirus eine schwere Erkrankung der Lunge auslösen kann, sollten Risikogruppen sich nicht noch einem zusätzlichen Risiko aussetzen, so der Gedanke hinter der Impf-Empfehlung.
Das Problem ist nur: Die für eine Pneumokokken-Impfung von Ärzten häufig genutzten Impfstoffe Prevenar und Pneumovax sind derzeit - aufgrund der großen Nachfrage - so gut wie nicht zu bekommen. Ärzte können sie also auch nur sehr selten spritzen.
So ist der Impfstoff Prevenar nach Angaben des Paul-Ehrlich-Instituts, das über Lieferengpässe informiert, derzeit "begrenzt verfügbar". Pneumovax ist demnach "eingeschränkt verfügbar".
Beides sind eigentlich Standardimpfstoffe.
Wer vorrangig geimpft werden sollte
Um die raren Ressourcen bestmöglich zu nutzen, hat die Ständige Impfkommission (Stiko) aktuelle Hinweise veröffentlicht, wer vorrangig geimpft werden sollte. Dies sind demnach:
- Babys und Kleinkinder bis 2 Jahre
- Personen mit Immunschwäche oder chronischen Atemwegserkrankungen
- Senioren ab 70 Jahre
Angesichts der Coronakrise und der knappen Impfstoffe fassen die Experten der Stiftung Warentest in ihrer Empfehlung diesen Kreis noch enger: Vor allem Senioren, die an Diabetes oder chronischen Lungen- oder Herz-Kreislauf-Erkrankungen leiden, sowie Menschen mit Immunschwäche und kleine Kinder profitierten am meisten von der Pneumokokken-Impfung profitieren, sagt Dr. Judith Günther, Fachapothekerin für Arzneimittelinformation, die zu den Impfexperten der Stiftung Warentest gehört.
Schutz vor zusätzlichen Lungenentzündungen
"Die Impfung schützt Risikogruppen zwar nicht vor den Coronaviren selbst, aber möglicherweise vor zusätzlichen Lungenentzündungen durch Pneumokokken, die den Krankheitsverlauf erschweren können", so Günther.
Die Impfstoffe gegen Pneumokokken werden meist in den Oberarm gespritzt. Die Krankenkassen tragen die Kosten dafür bei all jenen, denen die Stiko eine Impfung empfiehlt. Dazu gehören Kinder bis zwei Jahre, Patienten mit bestimmten chronischen Erkrankungen und Senioren ab 60 Jahren.
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