„Ich bin gestern von einer Zecke gebissen worden. Die Zecke habe ich entfernt. Und eine Zeckenimpfung habe ich auch. Muss ich jetzt noch irgendetwas beachten?" Solche Fragen höre ich in der Praxis fast täglich. Die klare Antwort lautet: Ja. Und zwar eine ganze Menge.
„Ich bin gestern von einer Zecke gebissen worden. Die Zecke habe ich entfernt. Und eine Zeckenimpfung habe ich auch. Muss ich jetzt noch irgendetwas beachten?" Diese Frage – in unterschiedlichen Variationen – stellen mir meine Patienten im Frühsommer fast täglich. Die Antwort lautet ganz klar: Ja.
Eine Zecken- Impfung schützt lediglich vor der durch Zecken übertragenen Frühsommermeningoenzephalitis (FSME). Deutlich höher ist die Gefahr, sich mit einer anderen unangenehmen Krankheit, der Borreliose anzustecken. Dagegen gibt es keine Impfung, sie muss daher mit anderen Mitteln bekämpft werden. Aber der Reihe nach.
Gemein - der gemeine Holzbock
Zecken sind gemeine Biester, Spinnentiere, die sich vom Blut anderer Lebewesen ernähren, und dabei leider auch Krankheiten übertragen. Sie leben bei Temperaturen ab 8 Grad, immer in der Nähe feuchter Erde – also nicht nur um Wald, sondern auch im Gras oder auf dem heimischen Balkon. Von da aus suchen sie sich eine geeignete Stelle für ihre nächste Blutmahlzeit. Warme, weiche Körperregionen wie z.B. die Leistenregion, Kniekehlen, Hals, Ohren und Kopf sind besonders begehrt.
Dort beisst die Zecke am häufigsten zu und saugt sich satt. Dabei wird der Speichel der Zecke in die Bissstelle gespritzt. Immer wieder, oft über Stunden hinweg. Deshalb steigt das Risiko einer Infektion auch, je länger die Zecke saugt.
Folgende Krankheiten werden bei uns am häufigsten durch Zecken übertragen:
FSME
Auch wenn die Angst vor FSME weit verbreitet ist: Tatsächlich ist sie eine relativ seltene Viruserkrankung, die überwiegend in Süddeutschland vorkommt und meist recht harmlos verläuft. Nur zehn bis 30 Prozent der Infizierten entwickeln eine Art grippalen Infekt. Schwere Erkrankungen wie Hirnhautentzündungen, sind eher selten.
Schutz gegen FSME bietet eine Impfung. Wer also in einem der Verbreitungsgebiete lebt und häufig in der Natur zu tun hat, sollte sich impfen lassen.
Borreliose
Im Gegensatz zur FSME ist die Borreliose eine echte Volkskrankheit. Während das Robert-Koch-Institut im Jahr 2011 gerade einmal 423 FSME-Fälle in Deutschland zählte, infizierten sich (je nach Quelle) zwischen 60 000 und 750 000 Menschen mit Borreliose. Und zwar Jahr für Jahr. Deutschlandweit. Das Risiko einer Infektion liegt nach einem Biss bei etwa 25 Prozent.
Zwar kann man die Krankheit gut in den Griff bekommen. Das Zeitfenster dafür ist aber relativ eng. Wichtig ist es daher, die vielen möglichen Symptome der Borreliose zu kennen, damit im Falle einer Infektion zeitnah behandelt werden kann.
- Hautausschlag. Die sogenannte „Wanderröte" tritt bei der Hälfte der Infizierten auf und zeigt sich fünf bis 30 Tage nach dem Biss. Wer in dieser Phase sofort Antibiotika einnimmt, dessen Chancen auf eine Heilung liegen bei nahezu 100 Prozent.
- Nach vier bis 16 Wochen tritt das zweite Stadium der Borreliose ein. Der Erreger verbreitet sich im Körper. Gelenk- oder Nervenentzündungen aber auch Hirnhautentzündungen können die Folge sein.
- In Stadium III der Erkrankung bleiben die Bakterien im Körper. Es kommt zu chronischen Erkrankungen. Eine vollständige Heilung ist in diesem Stadium kaum mehr möglich.
Biss im Erdbeerfeld
Zecken lassen sich nicht von Bäumen fallen, sondern leben ausschließlich bodennah in Gras und Büschen. Lange Kleidung ist daher der beste Schutz vor einem Biss, Nach dem Aufenthalt im Freien sollte man sich zudem gründlich nach Zecken absuchen, die zum Teil so klein sind, wie der Punkt am Ende dieses Satzes.
Und wenn dennoch mal etwas passiert? Keine Panik. Die Zecke vorsichtig entfernen und den Einstich desinfizieren. Und ganz wichtig: Den Biss und die Bissstelle nicht vergessen und bei möglichen Zeichen einer Infektion wie Grippe oder Wanderröte unbedingt den Arzt aufsuchen. Durch Bluttests lässt sich nach einigen Wochen eine Infektion sicher nachweisen.
Wer auf Nummer sicher gehen möchte, hat auch die Möglichkeit, die Zecke für etwa 60 bis 80 Euro auf Krankheitserreger untersuchen zu lassen. Also Zecken mit Tesafilm auf ein Blatt kleben und ins Labor schicken. Aber gut verpackt!
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