Die Wissenschaftler erklären das Verhalten damit, dass sich Menschen durch warme Düfte eingeengt fühlen, etwa so, als würden sie sich in einer großen Menschenmenge befinden. "Um dieses beklemmende Gefühl zu kompensieren und sich von anderen abzuheben, kaufen wir Statusprodukte – also eher den SUV als den Kleinwagen", erklärt Marcel Lichters von der Fakultät für Wirtschaftswissenschaft der Uni Magdeburg. Das gebe den Konsumenten "gefühlt" die Kontrolle über die Situation zurück.
Zimt-Duft öffnet Geldbeutel
Die Marketingexperten haben in Untersuchungen den Probanden unter anderem eine Auswahl von Kaffeeprodukten unterschiedlicher Hersteller vorgestellt – vom günstigen Coffee-to-go bis zum Premiumprodukt. Diejenigen, die einem warmen Vanilleduft ausgesetzt waren, haben deutlich öfter den teuren Kaffee bevorzugt.
"Es scheint mir plausibel, dass sich diese Erkenntnisse auch auf die Weihnachtszeit übertragen lassen, da es sich bei Zimt und Karamell um typische Düfte für diese Jahreszeit handelt und wir dadurch wahrscheinlich mehr Geld für Geschenke ausgeben", so Marko Sarstedt, Leiter des Lehrstuhls BWL.
Tricks im Einzelhandel
Hinzu kämen weitere Tricks, die der Einzelhandel gerne nutzt, um bestimmte Waren abzusetzen. "Wir haben unter anderem auch nachgewiesen, dass Konsumenten bei der Wahl von Produkten zur 'Mitte' bezüglich des Preises und der Qualität tendieren", erklärt Sarstedt weiter. Vor allem bei Geschenken schwinge eine hohe Unsicherheit beim Kauf mit, weshalb ein ausgewogenes Preis-Leistungs-Verhältnis noch wichtiger sei und das Produkt aus der goldenen Mitte als sichere Bank wahrgenommen werde.
Konsument in der Manipulationsfalle
Wie sehr Düfte unsere Wahrnehmung beeinflussen können, zeigten die Wissenschaftler bereits in einer umfassenden Studie mit der Deutschen Bahn. Ein speziell entwickelter Duft, der unterhalb der Wahrnehmungsschwelle in den Abteilen versprüht wurde, führte dazu, dass Zugreisende die Fahrt sichtlich angenehmer wahrnahmen.Das sei aus Sicht der Konsumenten vor allem darum kritisch, weil sich diese einer Manipulation gar nicht bewusst seien. Somit könnten sie sich dem nicht entziehen. "80 bis 90 Prozent unserer Entscheidungen, die wir am Tag fällen, treffen wir intuitiv. Sie werden durch äußere Reize wie Licht, Tageszeit, Musik gesteuert. Viele davon nehmen wir nicht bewusst wahr", merkt Sarstedt an.
Ethische und rechtliche Aspekte klären
Deshalb haben es sich die Wirtschaftswissenschaftler zur Aufgabe gemacht, in diesem Bereich zu forschen, um über die unterschiedlichen Mechanismen aufzuklären. "Wir möchten mit unserer Forschung eine öffentliche Diskussion anstoßen. Diese sollte insbesondere auch ethische und rechtliche Aspekte beinhalten", so Lichters.
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