Seitdem die Bon-Pflicht gilt, häufen sich Klagen von genervten Ladenbesitzern und Kunden. Vor allem kleinere Betriebe wie Bäcker, die selbst wegen eines Brötchens für 30 Cent einen Kassenbon ausdrucken müssen, sind aufgebracht.
Die neue Regelung verursache zusätzliche Kosten und einen Haufen unnötigen Müll, so lautet vielfach die Kritik.
Mit zwei Millionen Kilometer an zusätzlichen Kassenbons rechnet etwa Ralph Brügelmann, Steuerexperte des Handelsverbands Deutschland (HDE).
Im Internet werden Fotos geteilt, auf denen bergeweise Bons zu sehen sind. Ein Irrsinn, finden viele.
Ein Einzelhändler, dem die neue Bon-Pflicht schon aus Geschäfts-Prinzip gegen den Strich geht, sind etwa die die Betreiber der Unverpackt-Läden "ZeroHero" in Nürnberg und Erlangen. Deren Konzept ist es, Ware ohne Verpackung anzubieten, um Müll zu vermeiden.
Jetzt müssen sie wegen der Bon-Pflicht Kassenzettel produzieren, die keiner benötigt - und die sofort im Müll landen.
"Es schafft nur unnötigen Müll"
Kunden, die den Laden besuchen, um weniger Müll zu produzieren, sind nicht gerade begeistert: "Ich finde es totalen Blödsinn. Es schafft nur wieder unnötigen Müll, den wir eigentlich schon genug produzieren", so etwa Kundin Vera gegenüber "News5".
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Hinzu kommt: Für die kleinen Läden bedeutet die Bon-Pflicht hohe Mehrkosten. Zum einen, weil sie jetzt mehr Papier für die Kassenbelege benötigen. Vorher, so Geschäftsführer Thomas Linhardt, reichte eine Rolle einen Monat lang. Heute verbrauche der Laden eine Rolle am Tag.
Zum anderen will das Geschäft auf Thermopapier verzichten und ist daher auf Öko-Papier umgestiegen. Doch das ist teurer als das mit chemischen Stoffen beschichtete Thermopapier, das wegen der Chemie nicht als normaler Papiermüll recycelt werden kann. Außerdem enthalten viele Thermopapiere Bisphenol, das als gesundheitsgefährdend gilt.
Die Inhaber der "ZeroHero"-Läden wollen jetzt, wie viele Kollegen in anderen deutschen Städten, gegen die Bon-Pflicht protestieren.
"Wir wollen die Zettel nun ein, zwei Monate sammeln und dann direkt nach Berlin schicken. Zu den Verantwortlichen", sagt Geschäftsführer Thomas Linhardt. Seit dem 1. Januar häufen sich in dem Laden all die Kassenzettel, die Kunden nicht benötigen und daher auch nicht mitgenommen haben.
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Zunächst werden sie in einem Glas neben der Kasse gesammelt, dann einmal am Tag in einen Karton entleert. Noch ein paar Wochen, dann will Linhardt die geballte Ladung nach Berlin schicken. "Wir wollen darauf aufmerksam machen, dass so viel Müll entsteht", sagt Linhardt.
Petitionen an den Bundestag geplant
Auch eine Petition hat der Unverpackt-Verband beim Deutschen Bundestag eingereicht. Er ist nicht der einzige: Auch etwa die Freie Apothekerschaft hat eine Beschwerde angekündigt, verschiedene Petitionen von Umweltschützern und Privatpersonen laufen bereits. Gemeinsames Ziel ist, die Kassenbon-Pflicht wieder abzuschaffen.
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